Oh du majestätischer Großer Zeh,
Titan des Fußvolks, Bollwerk der Balance,
ungekrönter König in Sandalen –
wie sehr wir dich ignorieren,
bis du dich entscheidest,
dein Recht auf Aufmerksamkeit mit der Türkante durchzusetzen.
Du bist der Türsteher des Gleichgewichts,
der stoisch alles trägt, was wir sind –
und doch werfen wir dir nicht mal einen Blick zu,
es sei denn, du schreist auf in majestätischer Entrüstung,
weil ein Tischbein deinen Raum verletzt hat.
Großer Zeh, du bist der stille Held,
der mit Wucht in Lego tritt,
damit der Rest des Körpers merkt,
dass Leben Schmerz ist.
Du bist unser inoffizieller Gleichgewichtssensor,
der erste am Tatort, wenn wir barfuß durchs Chaos waten.
Ohne dich wären wir bloß ein unförmiger Turm auf zwei Gabeln,
wankend wie die letzte Instanz der Vernunft
nach drei Gläsern Rotwein.
Du, Großer Zeh – du bist nicht nur eine Zehe.
Du bist der Atlas unter den Fußgliedern,
der Sisyphos des Teppichrandes,
der uns durchträgt,
und dafür nichts verlangt – außer vielleicht
etwas weniger Ignoranz und
gelegentlich eine Pediküre.
In diesem Sinne:
Tritt ruhig weiter auf, du unbequemer Ehrenmann.
Denn eines ist gewiss:
Ohne dich läuft hier gar nichts.