– Eine Ode an den Kitzler –
Oh du winziges Wunder,
kaum größer als ein Komma –
und doch das Ausrufezeichen
im Satz der Lust.
Man hat dich übersehen,
verdrängt,
vergessen in Biologiebüchern
und Männerfantasien,
als wärst du ein Tippfehler der Natur.
Aber du?
Du bist kein Irrtum –
du bist Absicht.
Und zwar mit Nachdruck.
Du bist kein Eingang, kein Kanal, kein Gefäß –
du bist das Zentrum.
Der Impuls.
Der Funkensprung
zwischen Vielleicht und Jetzt.
Dein einziger Zweck?
Vergnügen.
Du bist das einzige menschliche Organ,
dessen Daseinsberechtigung reines Wohlgefühl ist.
Wie verdächtig!
Wie skandalös sinnvoll!
Oh Clitoris –
du bist der unsichtbare Dirigentenstab
in Symphonien aus Seufzen.
Wenn du spielst,
tanzt der ganze Körper,
zittert der Atem,
vergisst das Denken seinen Dienst.
Du wurdest Jahrtausende lang umschrieben,
wegerklärt, sogar weggeschnitten –
weil deine bloße Existenz
Fragen stellt,
für die die Welt
noch keine ehrlichen Antworten hat.
Aber du bleibst.
Stolz, klein, unbeeindruckt.
Ein Nervenknoten mit Revolutionsgeist,
ein sensorisches Bollwerk
gegen langweiligen Verkehr.
Du bist der finale Akt,
der Regiekommentar im Dunkeln,
die Stimme,
die sagt: „Jetzt. Genau jetzt.“
Oh Kitzler,
du bist kein Knopf.
Du bist ein Portal.
Und wer dich ehrt,
betritt eine Welt,
die nicht erklärt werden will –
sondern gespürt.
Bleib da.
Bleib wild.
Bleib ungezähmt.
Denn du bist nicht nur Teil der Lust –
du bist ihr Ursprung.
Und jeder Herzschlag danach
sollte dich in Dankbarkeit feiern.